Folgt uns in dieses zauberhaft lebendige »Freilichtmuseum«, das neben bedeutenden Bauwerken der norddeutschen Backsteingotik auch in späteren Zeiten einzigartige kulturelle Zeugnisse hinterließ. Hier unsere 10 Lieblingsplätze, die sich gut in einem Rundgang erschließen lassen. Reizvolle und gleichzeitig kürzeste Anfahrt über die B208, im Schutz der, größtenteils über 150 Jahre alten Alleenbäumen. Von Weitem schon bieten die mächtigen städtischen Kirchentürme eine leichte Orientierung Anfahrt mit dem Auto etwa 45 Minuten.
Verzeiht uns diesen dramaturgisch etwas verunglückten Start, der gleich mit dem Allerbesten beginnt! Der mit einer Fläche von 10.000 qm umfassende Marktplatz ist der größte Norddeutschlands und für uns, gleich noch einmal müssen wir uns für die Euphorie entschuldigen, ganz sicher mit seinen von prächtigen Giebeln gekrönten Fassaden eines der schönsten Europas. Gleich zwei herausragende Baudenkmäler gelten als Wahrzeichen der Hansestadt: das im Stil der niederländischen Renaissance gebaute Brunnenhaus, stolz Wasserkunst genannt, versorgte etwa einst die über 180 Brauereien mit Quellwasser, und zweitens eines der ältesten Bürgerhäuser mit gotischem Stufengiebel, das heute das Restaurant »Alter Schwede« beherbergt.
Schön restaurierter klassizistischer Putzbau von erstaunlichem Ausmaß, erbaut 1819 vom Ludwigsluster Hofbaumeister G. Barca, mit einem historischem Gewölbekeller des Vorgängerbaus aus dem späten 13. Jahrhundert, der ursprünglich als Ratsweinkeller genutzt wurde und heute in einer ständigen Ausstellung die Stadtgeschichte beleuchtet und zahlreiche Exponate aus der Blütezeit der Hanse zeigt (Eingang rechts neben dem Rathaus, die Treppe hinunter). Hinter dem Rathaus befindet sich die ehemals bedeutende Handelsroute zwischen Lübeck und Rostock, heute mit seinen Querstraßen Einkauf- und Flanierquartier.
Los geht es in das westlich vom Marktplatzt gelegene »gotische Viertel«, welches im 14. bis 15. Jahrhundert eine einzige Großbaustelle gewesen seien muss, vielleicht entfernt vergleichbar mit Hamburgs Zunftslabor »Hafencity« und seiner »Elbphilharmonie« heute. Allein zwei der der drei gewaltigen gotischen Backsteinkirchen stehen hier auf engstem Raum, die etwas kleinere gotische Saalkirche des Heiligen-Geist-Hospitals gar nicht erst mitgezält. Werft doch erst einmal einen Blick auf das ehemalige Wohnhaus des Archidiakonates mit seinem gotischem Staffelgiebel, dem reichen Baudekor, den glasierten Ziegel und Formsteine das Auge erfreut. (St.-Marien-Kirchhof 3)
Großartiges Denkmal, denkwürdiges Mahnmal, Monument der ältesten und der jüngsten Geschichte gleichermaßen. Von der ehemals höchsten der drei Stadtkirchen ist nur noch der gewaltige Westturm erhalten, nun aufwändig restauriert, das Kirchenschiff wurde im 2.Weltkrieg beschädigt und 1960 gesprengt. Eine gute Dokumentation der Geschichte der Kirche ist in den erhaltenen Vorhallen zu besichtigen. Sehr lohnenswert sind die Turmführungen, die sensationelle Ausblicke auf die historische Stadtanlage bis hin zur Ostsee ermöglichen! Rasch erreicht Ihr über die westlich angrenzende Straße Fürstenhof die nächste Station.
Der Herzog Johann Albrecht I. zitierte, mit diesem bedeutenden Palast der landesfürstlichen Residenzarchitektur, oberitalienische Architektureinflüsse (genauer: Palazzo Roverella in Ferrara) und schuf mit diesem stilbildenden Prototyp das erste bedeutende Renaissance-Bauwerk Mecklenburgs. Achtet einmal auf die detailierten Reliefplatten aus der Werkstatt des »Statius von Düren« mit Motiven aus der Sagenwelt der Klassik und Gleichnisse der Bibel, die ebenfalls im Schweriner- und dem Gadebuscher Schloss verwendet wurden. Gegenüber vom Fürstenhof befindet sich
Einen überwältigen Eindruck bietet aufgrund seiner ungewöhnlichen Raumaufteilung, dem gewaltigen Querhaus und nicht zuletzt wegen seiner fehlenden Inneneinrichtung, diese jüngste der drei monumentalen Stadtkirchen, die sich nicht an dem Urvorbild der Marienkirche in Lübeck orientiert. Der geplante Turm wurde nie gebaut (an dessen Stelle ist eine Aussichtsplattform geplant). Im 2. Weltkrieg beschädigt, konnte der Wiederaufbau und Restaurierung der Kirche erst 1990 durch engagierte Unterstützung, etwa der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, begonnen werden. Für diese war die Kirche St. Georgen das erste und größte Hilfsprojekt in den östlichen Bundesländern. Den perfekten Anlass für einen Besuch bieten die hier stattfindenen Konzerte!
Orientiert Ihr Euch nun Richtung Hafen ist rasch an der »Lübschen Straße« die schlichte gotische Saalkirche des Heiligen-Geist-Hospitals erreicht, das Mitte des 13. Jahrhunderts in der Altstadt von Wismar gegründet wurde und mit einigen herausragenden kulturgeschichtlichen Ausstattungsdetails aufwartet. Da ist etwa die mit leuchtenden Farben bemalte Kanzel aus der Renaissance, sie gehört zu den qualitätvollsten in Mecklenburg. Auffällig auch die flache, kunstvoll mit Ornamenten und biblischen Motiven bemalte Holzbretterdecke von 1699, die statt dem, bei der Explosion des Pulverturms eingestürzten, ursprünglichen gotischen Gewölbe eingebaut wurde. 1411 wurde im Nordwesten das »Lange Haus« als »Siechenhaus« angebaut, von dem die Bettlägerigen den Gottesdienst verfolgen konnten.
Weiter geht es auf der Straße mit dem Namen »Neustadt«, über den »Ziegenmarkt«, Ihr quert den Kanal »Frische Grube« und erreicht »Am Spiegelberg« das im Stil schönster Backsteingotik errichtete Hafentor, das letzte erhaltene von ehemals fünf Stadttoren der Wismarer Stadtbefestigung und mit seinen filigranen Gibeln eine beeindruckende Visitenkarte für anlandende Handelsschiffe. Willkommen im alten Hafen, dem wirtschaftlichen Zentrum der Hanse! Schlendert nun gemütlich über die Hafenmole mit seinen restaurierten Speicherhäusern aus dem 19. Jahrhundert, vorbei an Fischkutter, auf denen fangfrisch geräucherter Fisch im Brötchen angeboten werden, passiert einen originalgetreuen Nachbau der sogenannten »Poeler Kogge«, einem beachtlich großen Handelsschiff aus der Blütezeit der Hanse (Besichtigung und Segeltörn möglich). Am Ende des Hafens beziehungsweise, aus Sicht der einlaufenden Schiffe am Anfang, befindet sich das »Baumhaus« aus dem 18.Jahrhundert, an dem das Hafenbecken einst durch im Wasser schwimmende Baumstämme, mit Ketten verbunden, absicherte.
Kehrt nun um, im Blick die »Skyline« Wismars mit seinen drei großen Stadtkirchen, an der sich in den letzten Jahrhunderten nicht viel verändert hat und erreicht »Am Lohberg« einen der ältesten Kanäle Deutschlands, der ursprünglich im 13. Jahrhundert angelegt, den Hafen mit der Hansestadt und später sogar mit Schwerin verband. Beginnt dieses beschauliche Wegstück an der Mündung der »Grube«, das überspannt wird von einem entzückend schiefen Fachwerkgebäude und folgt dem Kanal flußaufwärts. Beim Erreichen der »Scheuerstraße« in Richtung Markt gehend, unbedingt das sich hier bietende einzigartige Ensemble von Hausgiebeln verschiedener Epochen ansehen! Wieder zurück auf der »Frische Grube« nicht die älteste Pfarrkirche Wismars verpassen. Oh, nein, bitte keine weitere Kirche, werdet Ihr einwänden, doch lohnt der Besuch allein wegen des sich bietenden überwältigenden Raumeindrucks, der sich durch das Verhältnis von Breite zur Höhe des Mittelschiffs ergibt, der von keiner Kirche im ganzen Ostseeraum übertroffen wird! Die Baumeister orientierten sich bei diesem Meisterwerk der Spätgotik an den französischen Kathedralen und schufen eine prächtige dreischiffige Basilika mit Chorumgang und Kapellenkranz. Die bemerkenswerte barocke Innenausstattung, zahlreiches wertvolles Mobiliar aus St. Georgen und St. Marien sind hier sind versammelt. Lohnend ist eine kenntnisreiche Führung in das Kirchengewölbe. Beim Verlassen der Kirche unbedingt beim Südportal vorbeischauen, das mit seinen, aus glasierten Backsteinen geformte Schmuckgiebel, seiner Blendrose und den figürlichen Terrakottafriesen, uns immer wieder demütig staunen lässt.
Schräg gegenüber dem Südportal empfängt ein mit sandsteinernen Gliederungselementen reich verzierte Nordgiebel des im Stil der niederländischen Renaissance verpflichteten Bürgerhaus des angesehenen »Hinrich Schabell«, zeitweise Bürgermeister der Stadt. Es beherbergt heute das »Stadtgeschichliche Museum«.
Quelle: Wikipedia, Dehio